Die heutige TIAMATdruck GmbH hat
eine bewegte Geschichte…
1981 gründeten Piet Wiedenhöfer
und Marina Jeske in Neuss, Ortsteil
Speck-Wehl das Neusser
Druckerkollektiv.
Firmensitz wurde eine Holzbaracke, die wir uns mit
Marinas Vater, einem Baggerunternehmer teilten.
Geheizt wurde mit Kohleöfen (wenn das mal erlaubt
war...) und da der Fußboden aus Holz bestand, wackelten
bei jedem Schritt die beiden Druckmaschinen gewaltig.
Im Sommer war es drinnen prima heiß, wie das eben bei
einem Flachdach mit schwarzer Dachpappe ohne
Isolierung sein kann. Da wurden dann schon mal die
Farbdosen in den Kühlschrank gestellt, damit das
Drucken überhaupt noch möglich war, bei teilweise 28
grad Celsius Raumtemperatur. Die ersten Jobs waren
Flugblätter für die Neusser und Düsseldorfer
Hausbesetzerszene, für die örtliche DFG-VK, linke
Gruppierungen usw. Schwerpunkt sollte neben dem
korrekten politischen Engagement der aktive
Umweltschutz in unserer Druckerei sein. Schon damals
wurden alle anfallenden Chemikalien fachgerecht
entsorgt und wir waren eine der ersten Druckereien, die
konsequent Drucksachen auf Recyclingpapieren
produzierte. 1983 zogen wir in unseren heutigen
Standort nach Düsseldorf um. Der Name Neusser
Druckerkollektiv passte nun nicht mehr zu uns und von
nun an firmierten wir als TIAMATdruck Kollektiv. Schnell
vergrößerte sich das Kollektiv. Jeder Kollektivist wurde
Miteigentümer an der Firma und den Produktionsmitteln
und es gab keinen Chef. Wir alle wollten gemeinsam über
unser Arbeitsleben entscheiden, alle bekamen den
gleichen, kleinen aber selbstverdienten Lohn. Zwei mal
pro Woche traf sich das Kollektiv zur berühmt-
berüchtigten Kollektivsitzung. Dann blieb die
Druckereitür geschlossen, die werte Kundschaft hatte
gefälligst zu Warten, bis wir fertig waren. Und natürlich
auch dann, wenn sich das Kollektiv geschlossen auf einer
wichtigen Demo befand, blieb die Türe zu. Wir hatten die
Gleitzeit der Ladenöffnungszeiten erfunden! Nach
turbulenten Jahren löste sich das Kollektiv 1991 selbst
auf und wurde dann die TIAMATdruck GmbH. Die
Rechtsform der Druckerei hatte sich geändert, der
politische Anspruch und das miteinander Umgehen in
der Arbeitswelt natürlich nicht. Denn fast alle ehemaligen
Kollektivisten machten in der neuen alten Druckerei
weiter, nun als selbstgewählte Angestellte mit
vermeintlich geregelter Arbeitszeit und festem
Einkommen.
Demnächst wird diese Kurzform unserer Geschichte
fortgesetzt. Es ist außerdem geplant, eine ausführliche
"Langfassung" mit "zeitgenössischen Dokumenten" ins
Netz zu stellen.
Düsseldorf 2019
Interesse an mehr?
“Gescannte Protokolle
unserer berüchtigten und legendären Kollektivsitzungen, Jahrgang
1988 / 1989 sind wieder im Netz!
Und auch ein paar nette Fotos von damals :-))
…warum denn in der Ferne drucken?